Die schöpferische Abladephase
Künstliche Intelligenz im Workflow
Im beruflichen Alltag hat sich still und leise die KI breitgemacht. Mal offensichtlich, mal ganz unbewusst im Hintergrund einer Software. Man könnte ketzerisch fragen: »Nutzt du sie schon oder arbeitest du noch?« Klar ist, dass viele Aufgaben von einer KI sehr zuverlässig erledigt werden können. Wird sie Menschen überflüssig machen? Wahrscheinlich nicht. Aber wir wissen es nicht. Keiner kann vorhersagen, wie sich die Lernkurve der KI entwickeln wird und wann oder ob diese eine Limitierung erreicht.
Was ist Intelligenz eigentlich? Die Wissenschaft unterscheidet verschiedenen Formen der menschlichen Intelligenz: logisch-mathematisch, sprachlich, räumlich, musikalisch, kinästhetisch-körperlich, intrapersonal, zwischenmenschlich und naturalistisch. Einen Teil davon beherrscht die KI aktuell schon sehr gut. Gerade wenn es um sehr eindeutige Dinge geht, wie logische Schlussfolgerungen oder Sprachübersetzungen. Aber sind die Ergebnisse wirklich originell?
Wenn es darum geht völlig Neues zu entwickeln kann KI helfen aber alleine schafft sie es noch nicht. Ehrlicherweise muss man dazusagen, das ein großer Teil der von Menschen geleisteten Arbeit dieses hohe Niveau nicht erfordert. In der Forschung wird zwischen vier Stufen der Kreativität unterschieden. Ein Pro-C-Level kann man der KI sicher attestieren. Aber reicht es für Big-C? Die KI kann nur auf das zurückgreifen, was schon als Information vorhanden ist und für Ihr Training verwendet wurde.
Das kann man sich im kreativen Prozess zunutze machen und diesen abkürzen. Ein wichtiger Anfang ist die Abladephase. Erst mal die naheliegenden, generischen Gedanken wegarbeiten, um frei für die wirklich neuen Ideen zu werden. Und die »Angst vor dem weißen Papier« wischt man ganz nebenbei zu Seite. Genau das tut KI zuverlässig mit einem Fingerschnipsen.
Viele führen beim Ausdenken auch ein Zwiegespräch. Manchmal mit sich selbst, mal mit Kollegen oder eben mit der KI. Das ist quasi, was man prompten nennt. Solange an einem Gedanken feilen und entwickeln, bis die KI das Ergebnis auswirft, was man gerne hätte.
Aktuell liegt das große Potenzial von KI darin, einfache eindeutige Aufgaben loszuwerden. Sie ist großartig darin, Dienst nach Vorschrift zu leisten. Menschen wird das ja gerne mal negativ angekreidet. KI schafft Freiräume für wichtigere Aufgaben und steigert dadurch die Effizienz. Das ist auch eine Möglichkeit, um den demografischen Veränderungen am Arbeitsmarkt entgegenzuwirken.
Kreative Leistungen einordnen
Kreativität zu bewerten ist nicht einfach. Maßstab ist die »Schöpferische Höhe« eines Werks. Die vier Cs beschrieben von den Psychologen und Kreativitätsforschern Kaufman und Beghetto sind eine Möglichkeit.
Mini-C
Persönliche Kreativität: Das Resultat wird lediglich von einem selbst als neu und angemessen bewertet.
Little-C
Alltagskreativität: Das Resultat wird neben einem selbst auch von anderen als neu und angemessen bewertet.
Pro-C
Professionelle Kreativität: Das Resultat erreicht ein professionell verwertbares Niveau und bedarf einer mehrjährigen Ausbildung.
Big-C
Nachhaltige Kreativität / Innovation: Das Resultat wird als außergewöhnliche kreative Leistung wahrgenommen und findet langfristige Zustimmung.
Was sagen die Studien?
Beispiel ChatGPT
In Deutschland hat knapp ein Fünftel schon mal dieses KI-Tool benutzt. 47 % verwenden die Anwendung zum Erstellen von Texten und 43 % nutzen sie für Suchmaschinenrecherchen.
Macht KI glücklicher?
Vielleicht gibt es einen Zusammenhang. In einer Studie zum Arbeitsglück in Deutschland fiel auf, dass von den Glücklichen fast die Hälfte (45 %) KI im Beruf nutzten. Bei den Unglücklichen nutzen 73 % die KI nur selten oder nie.
Wer profitiert von Digitalisierung?
53 % der Menschen in Deutschland sind der Meinung, dass sie von der Digitalisierung profitieren. Bemerkenswert ist, dass bei Menschen mit hoher Bildung der Anteil fast doppelt so hoch ist, als bei denen mit niedriger Bildung.
Digitalisierung als Nachhaltigkeitsbooster
Eine Schweizer Studie geht davon aus, dass ambitionierte Digitalisierung die Einsparungen bei den Treibhausgasen mehr als verdoppelt (+126 %).