Teilhabe und Nützlichkeit als Grundprinzip
Corporate Design für den Landkreis Waldshut
Was ist die Aufgabe eines Erscheinungsbildes für eine öffentliche demokratische Einrichtung? Das war die Kernfrage hinter dem neuen Design. Der bisherige Auftritt hatte zu große Defizite bei der Barrierefreiheit. Das machte eine Erneuerung erforderlich. Die beste Gelegenheit sich mit dieser Grundsatzfrage zu befassen. Unsere Antwort: Das Design soll den Menschen im Landkreis dienen und niemanden ausschließen.
Was macht eine Gestaltung inklusiv?
Die bisherigen Farben erfüllten die Anforderungen an eine barrierefreie Darstellung nicht. Selbst die für Normalsehende geforderten Standards wurden nur unzureichend erfüllt. Das neue Erscheinungsbild soll diese Schwächen beheben. Der von uns gewählte Weg geht jedoch weiter. Was für Menschen mit Einschränkungen notwendig ist, kann für alle anderen nur gut sein. Gute erkennbare Kontraste und leichte Lesbarkeit machen uns allen das Leben leichter. Das prägnante Farbkonzept sowie die Schriftart sind die Schlüsselelemente einer solchen Gestaltung.
Eine lesefreundliche Fibelschrift
Die Schrift basiert auf einem Open-Source-Projekt. Dieses hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Schrift zu entwickeln, die neurodiversen Menschen (Dyslexie, ADHS, Autismus etc.) entgegenkommt. Aber auch Leseanfänger profitieren von diesem Schriftbild. Für das gewöhnliche Auge ist sie einfach eine sehr gut lesbare und menschliche Schrift. Ideal für eine zeitgemäße, zugängliche Kommunikation online wie offline. Als Besonderheit verfügt die Schrift über geschwungene Initialen. Diese können als dekorativer Akzent eingesetzt werden.
Gestaltung, die ein Höchstmaß an Inklusion erreicht, nennt man »Universal Design«. Sie berücksichtigt Kontraste, Farbwirkung und die Wahrnehmung von Form und Schrift.
Beispiele: 1. Bedeutung von Kontrast bei Fehlsichtigkeit. 2. Klare Unterscheidung von Buchstaben anstatt nur gespiegelt oder gedreht. 3. Simulation einer Rot-Grün-Schwäche (Farbenblindheit).
Progressiver Traditionalismus
Als Logo bleibt das Wappen bestehen. Die Farbigkeit und der Schriftzug wurden natürlich angepasst. Auch das Wappen erhielt ein dezentes »Facelifting«. Zudem kann es zukünftig auch in quadratischer Form oder als Kreis erscheinen. Wir folgen damit einem sehr traditionellen Umgang mit Wappen. Schon im Mittelalter wurde die Form eines Wappens an das Medium angepasst. Als Flagge beispielsweise wurde es meist quadratisch.
Was wir daraus lernen können
Die Welt wird inklusiver, digitaler und nachhaltiger. Dem lohnt es sich nicht nur als öffentliche Einrichtung Rechnung zu tragen. Kommunikation ist in unserer Gesellschaft zu einer der wichtigsten Fähigkeiten geworden. Möglichst viele Menschen zu erreichen, wird dabei zum entscheidenden Faktor. Daten zum Thema: In Deutschland haben etwa 60 % der Menschen einen Sehfehler, bei rund 6 % handelt es sich dabei um eine starke Schwachsichtigkeit. 5 % sind farbenblind. Als neurodivers gelten etwa 10 % der Bevölkerung. Bedingt durch den demografischen Wandel nehmen altersbedingte Einschränkungen weiter zu.